Wer im Spätsommer an meterhohen Maisfeldern vorbeifährt, ist sich oft nicht bewusst, welch ein Allroundtalent die Pflanze mit mexikanischem Ursprung ist. Als Lebensmittel landet er gegrillt auf unseren Tellern oder versüßt gepoppt so manchen Filmabend auf der Couch. Zu Biogas oder -sprit umgewandelt gehört er zu den nachwachsenden Energieträgern der Zukunft. Und für viele Landwirte garantiert er, dass die eigenen Nutztiere auch im Winter nahrhaftes und vitaminreiches Futter haben. Kein Wunder, dass Mais eine der ältesten und ertragreichsten Nutzpflanzen der Welt noch vor Weizen oder Reis die Nummer eins unter den Getreidesorten ist.
In den fast 7.000 Jahren, die der Mais von der Menschheit schon angebaut wird, hat sich die Pflanze aber deutlich verändert: Von 2,5 Zentimeter langen Kolben, die an einem kurzen Busch wuchsen, zu den heutigen Hochleistungspflanzen mit drei Metern Länge und 40-Zentimeter-Kolben. Und so müssen sich unsere Entwicklungsexpertinnen und -experten bei ihren Innovationen in der Landwirtschaft nicht nur an den Wünschen von Herstellern und Maschinennutzern orientieren, sondern eben auch an den Anforderungen der Pflanze selbst.
Auch Pflanzen haben Bedürfnisse
Wer hier mit am Entwicklungstisch sitzt, muss sich unter anderem mit den verschiedenen Pflanzen und ihrem Einfluss auf einen optimalen Ernteprozess auskennen. Denn mehr als 60 Prozent der weltweiten Maisernte landet gar nicht in der Lebensmittelproduktion, sondern wird direkt auf dem Feld gehäckselt, um sie später als Maissilage an Nutztiere zu verfüttern. Bei solchen Mengen und mit den üblicherweise kurzen Erntezeiten im Hinterkopf ist technische Unterstützung bei der Ernte nicht nur willkommen, sondern eine Notwendigkeit. Und so sind die eingesetzten Trommelfeldhäcksler Hochleistungslandmaschinen mit entsprechenden Anforderungen an die Komponenten, bei deren Weiterentwicklung Hersteller wie Continental unterstützen können.
Eine Möglichkeit ist beispielsweise ein optimierter Führungs- und Einzugsriemen. Dieser erfasst die einzelne Maispflanze auf einer an die neue Pflanzenlänge angepassten Höhe von circa 1,5 Metern über dem Boden und führt sie dann sauber in das Häckselwerk. So wird gewährleistet, dass die langen Stangen das Schneidwerk einerseits nicht blockieren, andererseits aber möglichst wenig des wertvollen Erntegutes auf dem Feld verbleibt.
Neben diesem sehr spezifischen Beispiel gibt es aber noch zahlreiche andere Riemen, die in Landmaschinen zur Anwendung kommen können. Für den Antrieb größerer Aggregate, wie sie zum Beispiel bei der Maisernte im Einsatz sind, übertragen robuste Breit- und Verbundkeilriemen sehr hohe Lasten. Sie können auch mit der ungleichmäßigen Kraftübertragung einer Häckseltrommel gut umgehen, wenn sie durch mehr oder weniger Erntegut plötzlich mehr oder weniger leisten müssen. Und so liegt der Impuls für eine Innovation manchmal eben nicht in der Technik oder beim Menschen, sondern sie ergibt sich aus den äußeren Bedingungen – der Pflanze, der Bodenbeschaffenheit und der Erntemenge.
Starke Riemen für mehr Nachhaltigkeit
Ebenfalls wichtig bei der Entwicklung von Riemenlösungen für die Landwirtschaft: externe Faktoren wie die individuellen Anbautraditionen sowie das Klima vor Ort. In Asien sind die Felder beispielsweise deutlich weniger konsolidiert als die großen Anbauflächen in den USA. In der Folge müssen nicht nur die Mähdrescher im asiatischen Markt selbst, sondern eben auch ihre Komponenten kleiner ausgelegt werden. Zudem müssen Riemen in China oder Indien üblicherweise mehr Luftfeuchtigkeit aushalten, während das Klima im Mittleren Westen eher trocken ist und die Temperaturen im Winter deutlich unter 0 Grad Celsius sinken können.
Um hier die optimale Lösung zu finden, spielt die Materialentwicklung eine herausragende Rolle. Wenn beispielsweise die bisherigen, auf Chloropren basierenden Materialien durch EPDM ersetzt werden, dann erhöht sich die Temperaturbeständigkeit der Riemen. Neben der Widerstandsfähigkeit unter Extrembedingungen haben solche Innovationen noch einen Vorteil: Wer robustere Riemen herstellt, die bei gleichbleibender Leistung schmaler ausgelegt werden können, spart viel Material – und trägt damit unmittelbar zu einer ressourcenschonenderen Wirtschaft bei. Denn auch Nachhaltigkeitsziele können dazu führen, dass neue Materialien für den Einsatz in der Landwirtschaft entwickelt werden.
Aus alt mach neu
Schließlich gibt es noch einen weiteren Ansatzpunkt für die Continental-Ingenieurinnen und
-Ingenieure, Innovationen für die Agrarbranche zu entwickeln: Altes durch Neues zu ersetzen, um damit Boden, Pflanzen und Maschinen zu schützen. Um den Ernteprozess effizienter und ergiebiger zu gestalten. Oder um den Komfort für die Landwirte und Erntearbeiter zu erhöhen.
Zum Beispiel wird Zuckermais, dessen Kolben bei der Ernte keine Schäden erleiden dürfen, zunächst mit einem speziell auf die zwei Meter langen Pflanzen ausgelegten Mähdrescher geerntet. Dieser schneidet sie aber nicht nur ab, sondern trennt die Kolben vom Stängel und transportiert sie dann weiter in den Sammelbehälter. Dieser letzte Schritt passiert bisher mit schweren Stahlketten, die wartungsintensiv sind und so manchen Kolben in Mitleidenschaft ziehen. Schon heute werden diese Ketten jedoch durch einen mit Noppen besetzten Riemen ersetzt, welche die Kolben schonend einsammeln und weitertransportieren. Noch ein Vorteil: Für die Wartung der Riemen muss im Gegensatz zu Stahlketten kein Öl verwendet werden, was wiederum der Umwelt zugutekommt.
Bei all diesen Entwicklungen – egal ob durch den Hersteller, die äußeren Rahmenbedingungen oder neue Pflanzzüchtungen getriggert – muss man aber beachten, dass vom erstem Impuls bis zum Serienanlauf durchaus Jahre vergehen können. Denn für die Felderprobungen unter echten Erntebedingungen steht nur ein recht kurzes Zeitfenster zur Verfügung. Dieser lange Atem lohnt sich aber. Für Unternehmen wie Continental, die den Herstellern für Landmaschinen passende Riemenlösungen für jede Anwendungssituation liefern können. Für den Hersteller, der den Landwirten effizientere und leistungsstärkere Erntemaschinen zur Verfügung stellt. Für den Landwirt, der sich über mehr Ertrag für seine Nutztiere freut. Für die Tiere, die den ganzen Winter über hochwertiges Futter bekommen. Und für den Endverbraucher und den gemütlichen Kinoabend auf der Couch – mit Popcorn natürlich.